Die 5 Klassentiere

 

Herbert und die 5 Klassentiere

 

Herbert die Schildkröte wurde von den Sonnenstrahlen geweckt. „Mensch, so hell, was soll das?“, fragte sich Herbert und kroch sehr langsam aus seinem Panzer. Er hatte mal wieder die Nacht auf der Fensterbank der Klasse JES 5 verbracht. Dieses war sein Lieblingsort. Die Heizung wärmte seinen Popo und durch die große Fensterfront konnte Herbert so gar nichts verpassen.

 

Doch heute war es irgendwie anders. „Wo sind all die Kinder hin?“, fragte sich Herbert. „Normalerweise werde ich doch immer schon von Anton geweckt.“ Anton, ein aufgeweckter Junge, war meist der Erste im Klassenraum. Das rief er auch jeden Morgen laut durch den Flur. „Ich bin erster“, hieß es dann. Oft vergaß Anton, vor lauter Vorfreude auf den Schultag sogar seine Straßenschuhe aus- und seine Hausschuhe anzuziehen. Aber das wurde meist spätestens im Morgenkreis von seien Mitschülern oder Frau Heetderks, der Lehrerin der JES 5, bemerkt. Heute war kein Anton zu hören und auch kein anderes Kind zu sehen. „Sie müssten doch schon längst im Klassenraum sein“, dachte Herbert und schaute mit angestrengtem Blick durch den Raum.

 

Leider konnte Herbert noch nicht die Uhr lesen. Vor ein paar Tagen hatten die Kinder in der Klasse zwar das Uhrlesen geübt, Herbert aber hatte lieber ein Nickerchen gemacht. Herbert grübelte und grübelte. „Alles was ich noch behalten habe, ist dass es ganze und halbe Stunden gibt, aber was die Zeiger bedeuten, das habe ich vergessen.“ „Die Sonne steht aber schon ganz schön hoch am Himmel“, er betrachtete nachdenklich den Himmel. „So früh morgens kann es also nicht sein“. Dann sah er sich weiter um und entdeckte den Kalender. Da er schon so lange das Klassentier der JES 5 war, hatte er genau gelernt, wie der Kalender zu lesen ist. Und die Wochentage konnte er auch schon auswendig. „Komisch, komisch heute ist Montag, der 16. März“. Es war kein Wochenende und bis zu den Osterferien waren es auch noch ein paar Tage. Es kam schon mal vor, dass der Klassenraum auch an einem normalen Tag mal leer war, aber dann hatte Frau Heetderks an den Tagen zuvor immer alle Kinder um sich versammelt und angekündigt, dass ein Ausflug bevorstand. Meist wuselten daraufhin alle aufgeregt durcheinander. Herbert hoffte dann immer, dass man ihn nicht wieder vergessen würde. Er wollte doch auch so gerne etwas erleben und die Welt sehen, die, so dachte Herbert, Oldendorf hieß. Als Herbert noch neu in der Klasse war, hatte einmal ein Junge mit blonden Haaren ein Buch mitgebracht. Ninja-Turtel hieß es. Dort hatte Herbert seine Verwandten entdeckt. Es waren besondere Schildkröten, sie hatten Masken auf und sahen sehr sportlich aus. Herbert wusste damals sofort, so wollte er auch aussehen. Oft träumte er davon als Ninja Turtel bestaunt zu werden und aus der Schule heraus in die Welt zu wandern. Er würde Abenteuer um Abenteuer erleben und später der Klasse von seinen Heldentaten berichten. Wäre da nicht der Kuchen und die vielen Süßigkeiten, die die Kinder immer wieder zum Geburtstag mitbrachten, diesen konnte Herbert leider nicht wiederstehen. Und so hatte er mit einem Ninja-Turtel nur wenig Ähnlichkeit.

 

„Gut“, dachte sich Herbert, „hier scheint etwas passiert zu sein, vielleicht braucht die Welt Oldendorf meine Hilfe. Vielleicht ist die Zeit des Ninja-Turtel Herbert nun endlich gekommen.“ Herbert stellte sich auf alle Viere und reckte den Hals in die Höhe. Er merkte, wie er innerlich 3 cm wuchs. Mit einem Hops sprang er stark wie ein Ninja-Turtel vom Fensterbrett. Dabei kam er ein wenig ins Taumeln, schaffte es aber schnell, sich wieder gerade hinzustellen. „Das üben wir noch mal“, dachte er für sich und schlich sich langsam wie eine Schildkröte aus dem Klassenraum. Auf dem Flur entdeckte Herbert ein Bild. „Mensch, da sind sie ja, die anderen Klassentiere“. Herbert hatte das JES Bild gefunden, dass die Tür der Schulküche zierte. „So, so!“, Herbert betrachtete das Bild und sagte mehr zu sich selbst: „Schön eure Bekanntschaft zu machen Elefant, Tiger, Bär und Rabe. Nun muss ich euch nur noch finden.“ Herbert versuchte sich in dem Flur der Schule zu orientieren und entdeckte weitere Jackenhaken und Schuhregale.  „Dort muss es sein!“, dachte Herbert, „Das sieht so aus, wie vor der JES 5.“ Herbert ging vorsichtig den Flur entlang, bis er zu einer weiteren Tür kam, die aussah wie seine Klassenraumtür. „Soll ich klopfen oder lieber rufen oder mich hereinschleichen?“ Herbert war durcheinander. Das Ninja-Turtel Dasein schien schon jetzt gar nicht so einfach zu sein.

 

 

 

Ob Herbert die Klassentiere findet, erfahrt ihr in der nächsten Folge die 5 Klassentiere.